1962: Das Grubenunglück in Luisenthal erschüttert die Welt

Grube Luisenthal
© unbekannt | Wikimedia Commons

Der 7. Februar 1962 ist ein schwarzer Tag für das Saarland und den saarländischen Bergbau. Es ist der Tag der größten Katastrophe, die das junge Bundesland und die gesamte Bundesrepublik bis heute erlebt hat.

 

By Zeitzeug:innen

Am Mittwoch, den 7. Februar 1962, kurz vor acht Uhr am frühen Morgen führt eine große Ansammlung von Methangas im Alsbachfeld der Grube Luisenthal zu einer verheerenden Schlagwetterexplosion. Augenzeugen berichten von einer schwarzen Rauchsäule, die den Förderturm einhüllt, Schachtdeckel fliegen in die Luft, die Erde bebt.

Zu diesem Zeitpunkt befinden sich 433 Bergleute im Areal, von Ihnen kommen 299 an diesem Tag ums Leben oder sterben in der Folge an ihren Verletzungen. Sofort wird die Grubenwehr alarmiert, Bergleute aus umliegenden Einsatzgebieten kommen zu Hilfe, um die Kumpel aus dem Alsbachfeld zu bergen, sobald die Gefahrenlage dies zulässt. Für die Meisten kommt jegliche Hilfe zu spät. Nur 73 Bergleute können mit mehr oder weniger starken Verletzungen geborgen und in die umliegenden Krankenhäuser gebracht werden. 61 Kumpel überleben die Katastrophe wie durch ein Wunder weitgehend unverletzt. Die Toten werden nach der Bergung durch ihre Kameraden auf dem Gelände aufgebahrt, um sie zu identifizieren. Sie sterben aufgrund von Sauerstoffmangel, Kohlenmonoxidvergiftungen, Druckwellen, herabfallenden Gesteinsbrocken und extremer Hitze. Viele der Toten haben so schwere Verbrennungen, dass sie nur anhand von persönlichen Gegenständen identifiziert werden können.

Bereits kurz nach dem Unglück versammeln sich erste Angehörige und Journalisten vor den Toren. Ehefrauen, Eltern und Geschwister versuchen zu erfahren, ob der Mann, der Bruder, der Sohn überlebt haben. Genauere Informationen und Gewissheit erhalten die meisten erst 48 Stunden später.

Bereits 24 Stunden später, die meisten Toten sind nicht einmal identifiziert, gibt es eine offizielle Trauerfeier im Park des Grubengeländes. In Neunerreihen aufgebahrt stehen die Särge der 287 zu diesem Zeitpunkt geborgenen Bergleute. Bundespräsident Karl Heinrich Lübke reist persönlich an, um vor den Trauerenden zu sprechen. Beileidstelegramme und Hilfsbereitschaft aus aller Welt, wie zum Beispiel vom damaligen US-Präsidenten John F. Kennedy, kamen nach dem Unglück in Luisenthal an. 

Die genaue Ursache des Unglücks kann nicht abschließend geklärt werden. Das Alsbachfeld zeichnet sich anders als die anderen Areale der Grube Luisenthal durch eine geringere Grubengaskonzentration aus, die Sicherheitsvorkehrungen in der Grube wurden vor dem Unglück mehrmals prämiert. Gerüchte, dass eine kaputte Grubenlampe oder eine Zigarette die Schlagwetter-Explosion auslösten, können nicht bestätigt werden. Ein 1964 durchgeführtes gerichtliches Verfahren kann keine ausreichenden Hinweise auf ein Fremdverschulden feststellen und spricht alle Angeklagten frei.

Um die Hinterbliebenen zu unterstützen, gibt es bis heute die Stiftung Bergmannshilfswerk Luisenthal.

1962: Katastrophe in Luisenthal

1962: Katastrophe in Luisenthal

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